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Richtig löschen bitte: wenn Occasions-Festplatten noch Daten enthalten

Eine Untersuchung von Secondhand-Festplatten zeigt: Datenträger werden vor dem Weiterverkauf häufig nicht richtig gelöscht. Sensible Daten können dadurch in die falschen Hände geraten.

Experten der Datenrettungsfirmen Blancco Technology Group und Ontrack nahmen für eine Studie insgesamt 159 gebraucht gekaufte Datenträger unter die Lupe. Das erschreckende Resultat: Auf 42 Prozent aller Speichermedien fanden die Experten sensible Daten der früheren Besitzer. 15 Prozent der Laufwerke enthielten selbst personenbezogene Informationen.

«Der Verkauf alter Hardware mag attraktiv erscheinen, tatsächlich besteht jedoch ein ernst zu nehmendes Risiko, dass gefährliche Mengen an personenbezogenen Daten in die falschen Hände geraten», kommentierte Fredrik Forslund, Vice President für Cloud und Datenlöschung von Blancco, die Ergebnisse der Studie. «Die Folge können dauerhafte Schäden sein − nicht nur für den Verkäufer, sondern auch für dessen Arbeitgeber, Freunde und Familienmitglieder.»

Abenteuerliche Funde

Im Rahmen ihrer Nachforschungen stiessen die Experten auf teils recht bizarr anmutende Fälle. Einige Kostproben: Auf der Festplatte eines Softwareentwicklers, der über eine hohe staatliche Sicherheitsfreigabe verfügte, fanden sie unter anderem gescannte Bilder von Familienpässen, Geburtsurkunden, Lebensläufen und Finanzunterlagen. Die «gelöschte» Festplatte einer Bildungsinstitution enthielt noch Studienarbeiten sowie die zugehörigen E-Mail-Adressen der Studierenden und auf dem Secondhand-Speichermedium eines grossen Reiseuternehmens blieben 5 GB an archivierten, internen E-Mails zurück.

Weiter fanden die Spezialisten auf der Festplatte eines Logistikunternehmens 3 GB an Daten sowie Dokumente mit Versanddetails, Fahrplänen und LKW-Anmeldungen. Auch hatte ein Musikgeschäft hatte vor dem Verkauf seiner Festplatte vergessen, verschiedene Unternehmensinformationen sowie 32‘000 Fotos zu löschen. Und auf dem alten Speichermedium einer Schule befanden sich noch Schuldaten, einschliesslich Fotos und Dokumenten mit Namen und Noten der Schüler.

Falsche Methoden für die Datenlöschung

Der Grund dafür, dass Datenträger - trotz Löschung - weiterhin Daten enthalten, dürfte laut den Experten nicht mangelndes Problembewusstsein sein, sondern eine falsche Vorgehensweise. Auf Anfrage gaben die Verkäufer der mangelhaft gelöschten Secondhand-Festplatten nämlich zu Protokoll, sie hätten Methoden zur sicheren Datenlöschung verwendet, so dass eigentlich keine Daten zurückbleiben sollten.

«Es ist offensichtlich, dass Irrtümer über die richtigen Methoden zur Datenlöschung bestehen, da jeder, der von uns kontaktierten Festplatten-Verkäufer den Eindruck hatte, seine Daten seien dauerhaft gelöscht», so Fredrik Forslund. «Bevor Laufwerke an Dritte weitergegeben werden, ist es wichtig, alle Daten sicher zu löschen und zwar mit den geeigneten Methoden.» Entsprechende Aufklärungsarbeit sei eine notwendige Investition, um das sehr reale Risiko zu verringern, Opfer von Identitätsdiebstahl oder anderen Methoden der Cyberkriminalität zu werden.

Die 159 untersuchten Secondhand-Festplatten stammten aus den USA, Grossbritannien, Deutschland und Finnland. Gekauft wurden sie nach dem Zufallsprinzip auf dem Online-Marktplatz ebay.